Zwei kleine Entchen standen an einem Weiher mit den Füssen im Wasser. Ihre Bürzel hielten sie in die Höhe, dass es eine Freude war ihnen zuzuschauen. Dabei schnatterten sie sich mit ihren breiten Schnäbeln die Neuigkeiten des Tages zu. Ihre Gefieder waren frisch herausgeputzt und strahlten in der Sonne.
„Die dummen Enten tun so vorlaut, als gehöre die ganze Welt ihnen“, sagte eine grosse weisse Gans laut vor sich hin. Mit gemächlichen Schritten kam sie den kleinen Wiesenweg daher. Mit einer vornehmen Bewegung ihres Kopfes unterstrich sie ihre herablassende Bemerkung. Eine alte Krähe, die auf einem Baum sitzend die Worte gehört hatte, mischte sich mit heiserer Stimme ein. „Da haben sie wohl recht Frau Gans“, rief sie. Mit Absicht hatte sie die Sie-Anrede gewählt, denn, „Sie Frau Gans“ tönt ganz als anders als „Du Gans!“ Krächzend fuhr sie fort: „Ja, die heutigen Gören! Einmal richtig die Meinung sagen sollte man ihnen. Sie tun so selbstsicher, dabei sind sie nicht einmal fähig ihr eigenes Nest aufzuräumen. Und überhaupt, woher kommen diese Beiden, und was haben sie bei uns verloren?“ Die Gans freute sich, dass ihre Worte bei jemandem ins Schwarze getroffen und ein Echo hervorgerufen hatten. Sie bestätigte die Meinung der Krähe mit einem fortwährenden vielsagendem Nicken und betonte, nachdem sie genug genickt hatte, jedes Wort einzeln: „Rücksichtslos sind sie. Dieser Platz gehört uns. Wir waren zuerst da!“ Ein anerkennendes „Kräh, Kräh“ war die Antwort vom Baum herunter. Die Gans und die Krähe sahen, wie sich den Entchen ein Erpel näherte. „Die heutige Jugend ist frühreif. Der Grund dafür ist, dass sie, kaum aus dem Ei geschlüpft, von unserer Obrigkeit bis ins letzte Detail über Anatomie und Geschlecht aufgeklärt werden muss“, rief jetzt mit schriller Stimme die Gans. „So etwas Unnötiges. Solches muss ja die Freude töten, sich selber zu entdecken. Als bestimme nicht die Natur die Zeit der Paarung! Ich habe, ehe ich meinen Gänserich kennenlernte, noch an den Storch geglaubt. Und dann habe ich in diesem Weiher Hochzeit gefeiert und ganz in der Nähe meine erste Brut aufgezogen!“ Die Gans wurde nachdenklich und zupfte verlegen an einem Blümchen. Auch die Krähe war still geworden und erinnerte sich an ihre Jugend. Sie schauten mit leiser Wehmut auf die Entchen, die sich bald unbeschwert und fröhlich im Wasser tummelten.