„Die Schwalben sind schon lange abgeflogen“, sagte ein Zugvögelchen zu ihrem Liebsten, „lass uns auch den Weg nach Süden gehen. Unsere Freunde haben sich bereits versammelt.“ Die Beiden hatten einen herrlichen Sommer verbracht. Nun freute sich das Vogelweibchen auf die grosse Reise, zusammen mit Freunden und Bekannten, die ihnen bevorstand. In den Lüften würden sie sich wiegen und hunderte von Kilometer, hoch über Berge und Meer, zurücklegen. War das ein Glücksgefühl gewesen vor einem Jahr, als sie zum ersten Mal am Vogelzug teilgenommen hatte. Das gemeinsame Erlebnis, die gute Kameradschaft, die schönen Rastplätze! Mit Freuden dachte das Vogelweibchen an den bevorstehenden Flug. „Also komm, machen wir uns bereit!“, flötete es dem Partner ins Ohr. „Geh schon“, antwortete dieser. „Ich fliege nicht mit dir!“ Erschrocken von diesen Worten liess das Vögelchen ein Körnchen, das es eben aufgepickt hatte, aus dem Schnabel fallen. „Und warum nicht?“ „Weil ich mit der Elite fliegen will!“ „Mit der Elite, was ist das? Der Name einer neuen Freundin etwa?“ „Ach wo“ sagte das Vogelmännchen ein wenig gereizt. „Als Elite werden überall die Besten bezeichnet. Und ich habe mich der Gruppe der schnellsten Flieger unserer Art angeschlossen. Wir wollen den Weg nach Süden in der halben Zeit zurücklegen und einen Rekord aufstellen. Hast du nicht bemerkt, dass ich jeden Tag während Stunden trainiert habe?“ „Ach, deshalb warst du so oft weg?“ „Ja natürlich! Und du wirst sehen, wenn du ankommst an unserem Bestimmungsort, dass ich dort schon lange auf dich warten werde, obwohl ich viel später abgeflogen bin als du.“ Das Vogelweibchen wusste nicht was es denken sollte. Ihm kam nur eines in den Sinn: von hier nach dort, von dort nach hier, schneller immer schneller. Mussten da die schönen Erlebnisse auf dem Weg nicht zu Hindernissen werden, wenn nur noch eines zählte: der Rekord?