Ein Falke sass auf einem Turm, den Blick streng in die Weite gerichtet. Da näherte sich ihm ein anderer Falke und liess sich bei ihm nieder ohne dass der andere aufblickte oder überhaupt Notiz von seinem Artgenossen nahm. „Was siehst du?“ fragte nach einer Weile der fremde Falke, „verfolgst du mit deinem Auge ein Beutestück?“ „Nein!“, entgegnete nach einer Weile der erste Falke, „ich schaue in die Zukunft!“ „In die Zukunft?“ fragte erstaunt der zweite. Der erste drehte den Kopf zu seinem Nebenan. „Nicht in unsere, in die Zukunft der Menschen. Ich bin sicher, dass der Mensch bald den Luftraum erobern wird.“ „Das hat er doch längst. Sieh dir nur seine Flugzeuge und Raumsonden an. Er fliegt schon längst zum Mond, und noch viel weiter. Viel weiter als wir überhaupt je fliegen werden.“ „Du hast recht“, meinte der erste, aber diese Fluggeräte sind ungeheuer schwer und es braucht Dutzende von Menschen und viel Geld um solches herzustellen. Der Mensch wird lernen, seine Arme mühelos wie Flügel zu gebrauchen. Er wird fliegen wie wir fliegen und wenn er im Luftraum mit einem andern Wesen zusammenstösst, wird er sanft wie eine Daunenfeder abprallen. Du wirst noch erleben, dass der Mensch ohne alle diese Fahrzeuge, mit denen er jetzt die Strassen verstopft, auskommen wird.“ „Und die Lasten, die er transportieren muss?“ „Dieses Problem wird er ebenfalls lösen können.“ „Und womit glaubst du, soll er dieses Ziel erreichen?“, fragte der Zweite. „Mit Hilfe seiner Intelligenz! Er wird lernen, durch winzig kleine Apparate die Kraft der Sonne und des Windes zu nutzen. Er wird frei sein. Er wird genug zu essen haben und er wird nur so viel arbeiten müssen wie ihm Spass macht.“ Der erste Falke hob, nachdem er dies gesagt hatte, seine Schwingen: „ Dann wird der Mensch so sein können, wovon er seit alten Zeiten geträumt hat – den Göttern gleich!“ „Den Göttern gleich?“, fragte der zweite erstaunt, „und wie wird er seine Zeit nutzen?“ „Er wird auf seine Artgenossen schimpfen wenn sie nicht seiner Meinung sind. Und er wird seine Gegner bekämpfen! Denn in uns allen liegt der Wunsch die andern zu besiegen und über sie zu triumphieren!“ Der Falke erhob sich und war bald nur noch als Punkt am Himmel zu sehen.