Skip to content (Press Enter)

Esther Ferrari

  • Startseite
  • Geschichten
  • Über mich
  • Kontakt

Wo ist der Schuldige?

Das ganze Tierreich war in einen chaotischen Zustand geraten. Deshalb wurde von ein paar Verantwortlichen eine Versammlung einberufen. „Es muss dringend etwas geschehen!“, rief der Löwe am Rednerpult: „Unser Tierreich ist unkontrollierbar geworden und um die Zusammenarbeit mit den Menschen steht es schlecht. Wir müssen nach Lösungen suchen!“ „Es braucht eine starke Hand!“, rief der Bär. „Nein, es braucht die Weisheit“, mahnte die Eule. „Friede“, gurrte die Taube. „Sanftheit“, blökte das Lämmchen. „Ruhe!“, donnerte der Löwe, und beauftragte ein kleines Schnepfchen, alle Anliegen zu notieren. Zuerst wollte er die Schuldfrage gelöst haben. „Die Schuld“, meinte eine kleine Laus, „die tragen die Menschen, weil sie uns verbieten, in ihrem Haar zu leben. Uns würde zwischen Mensch und Tier eine Vermittlerposition zustehen.“ Das Schnepfchen notierte: „Der Vogel-Strauss ist schuld, weil er den Kopf in den Sand steckt. Die Siebenschläfer, weil sie sich um nichts kümmern. Die Papageien, weil sie nach den Worten anderer sprechen. Die Kühe, weil sie zu viel furzen. Die zugewanderten Mäuse, weil sie die Geburtenregelung nicht kennen. Die Katzen, weil sie Fertigmahlzeiten bevorzugen. Schuld sind diejenigen, die sich das Fressen nicht selber suchen. Schuld ist das vom Menschen beeinflusste Wetter.“ Alle redeten durcheinander, jeder beschuldigte den andern. Eins übers andere Mal musste der Löwe nach Ruhe brüllen. Nicht viel hätte gefehlt, und alle Tiere wären übereinander hergefallen. Plötzlich tauchte in der Menge ein riesiges Ungeheuer auf, kraftprotzend, feuerspeiend mit Reisszähnen, die jedem Betrachter Angst und Bange machte. „Eure Habgier ist schuld!“, rief es mit Donnerstimme. Mit eurer Habgier, mit dem Wunsch nach Macht, nach Fressen und Wohlstand habt Ihr euch selber in diese Situation gebracht. Ich werde die Welt in Ordnung bringen! Von jetzt an bin ich euer Herrscher! Ab sofort werdet Ihr, und wird auch der Mensch, mir Untertan sein. Wer sich mir entgegenstellt ist des Todes!“ Seine Augen funkelten, während das ganze Tierreich, sogar der mutige Löwe, sich andächtig vor ihm verneigte. Ein Bote entrollte eine, auf Pergament geschriebene Kapitulation der Menschheit. Durch die Luft gaukelte ahnungslos ein kleiner Schmetterling.

Related Projects

Der 8. März und seine Bedeutung

13. November 2018

Welt drinnen – Welt draussen

13. November 2018

Wälti wird Silvesterchlaus

18. November 2020

Adresse

Esther Ferrari
Gerstenrüti 1059
9107 Urnäsch

Kontakt

Fon: 071 364 16 34
E-Mail: info@estherferrari.ch

 

  • Startseite
  • Geschichten
  • Über mich
  • Kontakt
Datenschutzerklärung© Copyright 2020 Esther Ferrari.Perfect Portfolio | Developed By Rara Theme. Powered by WordPress.