Ein kleiner Vogel zwitscherte in einem Lorbeerstrauch. „Du gehörst wohl auch zu der Sorte, die nach den Lorbeeren greifen“, rief ihm ein Dachs zu, der in der Nähe mit dem Graben eines Loches beschäftigt war. „Welche Lorbeeren?“, fragte der kleine Vogel. „Tu nicht, als wärst du naiv“, gab ihm der Dachs unfreundliche zur Antwort. „Alle wollen sich mit Lorbeeren brüsten, auch dann, wenn es fremde sind. Darüber ärgere ich mich. Jeder der auf einem Spitzenplatz steht weiss, dass er es nur mit Hunderten von Helfern dorthin geschafft hat.“ Der kleine Vogel tat verwundert. Er hatte den Platz im Lorbeerstrauch nur ausgesucht um dort sein Abendlied zu singen. „Ich habe“, fuhr der Dachs fort, „so manchen Bau gegraben, in dem jetzt Füchse wohnen. Und dann wird behauptet, es seien Fuchsbauten. Siehst du, alle trachten nach dem Lorbeerkranz, andere schmücken sich mit fremden Federn. Übrigens, was glaubst du denn, wem verdankt der Löwe seine Kraft? Wohl den vielen Büffeln, Zebras und Gnus die er gerissen hat! Hast du überhaupt gewusst, dass Löwen in der Not auch Vögel fressen!“ Das Vögelchen war überrumpelt vom Redeschwall des sonst ruhigen Dachses. Was war nur mit ihm los? „Ich glaube kaum, dass ich von einem Löwen gefressen werde“, zwitschert es. „Das habe ich auch nicht behauptet“, brummte der Dachs. „Ich will nur, dass mir endlich jemand zuhört und meine Aussagen bestätigt.“ Das Vögelchen wiegte das Köpfchen. „Ich kümmere mich nicht um solche Sachen. Wenn du eine Antwort brauchst, so hole dir doch den Rat der Eule! Sie weiss alles“ „Die Eule!“, spottete der Dachs, „sie sonnt sich im Ruhm ihrer Weisheit. Sie wird es kaum zugeben, dass sie, um sie zu erlangen, auch ihre Helfer braucht!“ Der kleine Vogel forderte den Dachs auf, ihn zur alten Eule zu begleiten. Sie fanden sie auf dem Ast eines Baumes. „Sprich!“, rief der Dachs von unten zu ihr hinauf: „Wem verdankst du deine Klugheit?“ „Huhuuu“, klang es zurück. „Lass mich erst auf der Mäusejagd den Hunger stillen. Dann erst kann ich dir Antwort geben!“ Der Dachs reckte sich vor Stolz: „Ich habe mir heute mit der Suche nach Wahrheit die Lorbeeren verdient.“