„Diese Hitze“, stöhnte Barry der Bernhardiner „ich halte sie fast nicht mehr aus.“ Er hatte die Zunge herausgestreckt und hechelte. „Gut, dass ich ein Schattenplätzchen habe.“ Der Dackel von nebenan flüsterte ihm zu „Dies caniculares“. Die beiden wohnten in einem Hundeheim und sie hatten sich ein bisschen angefreundet. „Was hast du gesagt?“ „Dies caniculares, habe ich gesagt. So hiessen schon im Zeitalter der Römer die Hundstage, und da sind wir jetzt, drin.“ „Hundstage? Nie gehört“, tat Barry gleichgültig. Er war alt und das Leben war langweilig geworden. Hundstage? Er kannte die Ausdrücke „Hundewetter“, „Auf den Hund gekommen“ ,„Du schlechter Hund“ oder „hundsmiserabel“ . Hier war er nur der grosse Hund und wegen seiner Grösse immer jemandem im Weg. Die andern Hunde beschwerten sich, weil er so viel Platz einnahm. War das heute eine Hitze! Der Dackel von nebenan fing wieder an zu reden: „Die Hundstage haben nichts mit Hunden zu tun, auch wenn Hunde wie Menschen an den Hundstagen schwitzen. Es geht um den grossen Hund am Himmel.“ „Den grossen Hund am Himmel?“ Barry war nun doch etwas neugierig geworden. „Gibt es das?“ Freudig, einen Zuhörer gefunden zu haben, fuhr der Dackel fort: Der Grosse Hund – das ist ein Sternbild und dieses Sternbild – dazu gehört der Abendstern Sirius – ist seit mehr als 5000 Jahren bekannt. Die Hundstage stehen damit im Zusammenhang. Sie dauern vom 23. Juli bis zum 23.August. Und sie sind meistens heiss. Woher weisst du das“ fragte Barry ehrfurchtsvoll. Stolz hob sein Nachbar den Kopf: „Weil ich mich für solche Sachen interessiere und weil ich Cäsar heisse.“ „Cäsar?“, fragte Barry etwas gedehnt, „war das nicht ein König?“ „Ein Kaiser“, verbesserte ihn der Dackel, „ein römischer Kaiser.“ Barry hob seine breite Tatze wie zum Gruss. Der andere aber winkte ab. „Barry ist auch ein interessanter Name, er hat eine rühmliche Geschichte“. „Ja“, antwortete Barry und er dachte an seinen Vorgänger den Lawinenhund Barry vom Grossen Sankt Bernhard. Dort oben war es sicher nicht so heiss wie hier. Vor sich sah er Schnee, kühler Schnee. „Hundstage heiss, Winter lang und weiss“, ermunterte ihn Cäsar. Barry legte seinen grossen Kopf auf die andere Seite. Er war hundemüde, aber eines wusste er nun. Am Himmel gab es auch einen grossen Hund. Und das war ein Stern. Am Abend blinzelte Barry seinem grossen Kollegen dort oben zu.