Ein Starenschwarm hatte sich auf einer Wiese bei einem Bauerhaus niedergelassen. „Wir sind angekommen“, rief ein Starenweibchen ihrem Starenmännchen zu. Siehst du? Dort unter dem Dach des Stalles ist unser Zuhause. Da haben wir schon mehrmals unsere Jungen ausgebrütet. Komm!“ Die beiden lösten sich von der Gruppe, die nach einer kurzen Rast weiter flog. „Alles ist noch wie damals. Der Miststock, der Garten, der alte Apfelbaum.“ Vor Freude flatterte das Weibchen aufgeregt mit den Flügeln, flog dann auf den noch kahlen Holunderstrauch und äugte hinauf zum Nistkasten. „Hoffentlich ist er nicht schon besetzt!“ Der Kasten schien leer zu sein. nichts bewegte sich unter dem Vordach. So schlüpfte das Vogelweibchen hinein durchs kleine, runde Loch und machte sich sofort emsig an die Arbeit. Derweil sass ihr Mann, der Star, zuoberst auf dem Dachfirst und schaute wie ein kleiner König um sich. Sein bläuliches Federkleid glänzte. „Wo bist du, Liebste?“ flötete er. „Ich mache den Frühlingsputz. Hier ist alles so dreckig“, gab seine Frau zur Antwort. Mit ihrem kleinen gelben Schnabel beförderte sie eine Menge Unrat vom vorigen Jahr zum Loch hinaus.
„Kannst du das nicht später tun? Wollen wir nicht zuerst unsere Ankunft feiern?“ Seine Stimme klang lockend, derweil sie seufzte. „Typisch Mann. Er sieht wieder einmal die Hausarbeit nicht. Laut aber lamentierte sie: „Du würdest mir besser helfen zuerst das Nest zu reinigen. Noch nie etwas von Gleichberechtigung gehört?“ Ein kullerndes Lachen kam zurück. Stare sind Künstler im Singen. Sie können sogar Stimmen imitieren. Der Starenfrau aber war es nicht ums Lachen. Sie war müde vom langen Flug, und jetzt noch diese Putzerei. „Schau, unsere Stare sind da“, sagte im Haus der alte Bauer zu seiner Frau, nahm den Kalender von der Wand und notierte:8. März. Die Frau lächelte „siehst du, wie das Weibchen schon das Nest säubert?“ Er nickte beeindruckt. „Weisst du, was heute gefeiert wird?“, fragte sie. „Keine Ahnung“. „Der Weltfrauentag.“