Schon früh am Morgen rumorte es im Bau, in dem Familie Murmeltier vor ein paar Wochen Winterquartier bezogen hatte. „Die Sonne scheint, der Schnee ist weg“, flüsterten die beiden Kleinen der Mutter ins Ohr. Die Mutter drehte sich auf die andere Seite.„Unmöglich wir haben uns eben erst eingegraben.“ Doch die Murmelkinder gaben keine Ruhe.„Wir wollen hinaus um zu spielen!“ „Ruhe! Was zum Kuckuck ist los?“, donnerte der Vater und hob seinen Kopf: „Wir können nicht mehr schlafen“, riefen die Kinder. „Das könnt ihr wohl! Wir haben noch tiefen Winter!“ Die Kleinen aber liessen nicht locker, bis die Eltern die Köpfe ins Freie streckten und erschraken. Auf ihrer Alp, in einer Höhe von 1600 m.ü. M. war es grün. Der Regen hatte den meterhohen Schnee weggewaschen. Und das Mitte Januar. „Solches hat der Mensch angerichtet! Der verdammte Klimawandel!“, zischte der Vater und ballte die Pfoten. „Es wird nochmals Schnee geben“, sagte die Mutter und zog sich in den Bau zurück, „aber wir müssen uns damit abfinden, dass sich etwas verändert hat.“ „Uns ist es langweilig. Dürfen wir Computerspiele machen, dürfen wir ins Internet?“, fragten die Kinder. „Hat diese Seuche auch schon bei uns angefangen?“, brummte der Vater und verkroch sich im Heu. Die Mutter schlug vor: „Wenn Ihr Quiz-Spiele macht, so spiele ich mit. Da lernen wir immerhin etwas.“ „Und dabei verliert ihr den Instinkt“, meinte bissig der Vater. Nach Tagen fing es wieder an zu schneien. Die Murmelkinder wussten jetzt 10 000 Antworten auf 10 000 Fragen und hatten 3000 Freunde auf Facebook. Endlich waren sie müde. Ehe sie einschliefen, erzählte der Vater ihnen eine Geschichte. „Es war einmal ein äusserst intelligentes Volk mit gestählten Körpern und einem super Gehirn. Schon die Kinder wussten über alles Bescheid, über die Länder der Erde, über Religionen, über Geschichte und Kultur. Sie kannten alle Primzahlen, die Flüsse, Berge, die Sterne und die Sonnensysteme. Sie wussten wie viele Kriege es gegeben hatte, wie viele Raketen gebaut wurden, wie viele Panzer und Kriegsmaschinen. Sie kannten alle Gesetze der Welt und sie kannten mit Namen diejenigen die sie gebrochen hatten. Eines Tages vergassen die Menschen dieses Volkes durch eine Krankheit alles, was sie gelernt hatten. Sie wurden in grossen Heimen zusammengeführt und gepflegt, wo sie nichts anderes verlangten als zu Essen, Geborgenheit, Zärtlichkeit und Liebe!“